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Saguaro Trio: Success in Germany

11.03.10

Zartes Gewebe und viel Feingespür

Das Saguaro Piano Trio begeisterte im Stephansaal Karlsruhe Um auf dem hart umkämpften Klassik-Markt heutzutage bestehen zu können, muss man robust sein, man muss sich durchsetzen können - und vor allem: Man muss aus der Masse herausragen. Da scheint es nahe liegend, dass sich ein Ensemble wie das US-amerikanische "Saguaro Piano Trio" nach einer entsprechenden Pflanze benannt hat: Der Saguaro ist ein hochgewachsener Kaktus, der vor allem in den Wüstengebieten von Arizona und Kalifornien vorkommt - der Heimat jenes aufstrebenden jungen Klaviertrios, das sich erst 2007 am Colborn Conservatory in Los Angeles formierte. Sinnigerweise lautet der botanische Name dieser Pflanze "Carnegiea gigantea", denn sie ist nach keinem Geringeren als dem Philanthropen Andrew Carnegie benannt - jenem reichen Industriellen, der einst den Bau der renommierten New Yorker Konzerthalle ermöglichte.

Im Herbst 2009 haben Luanne Homzy (Violine), Peter Myers (Violoncello) und John Chen (Klavier) den erstmals ausgetragenen Internationalen Kammermusikwettbewerb in Hamburg gewonnen, nun gastierten die drei im (leider sehr spärlich besuchten) Stephansaal in der Reihe der "Karlsruher Kammermusikfreunde". Aber wer zu den wenigen gehörte, die das Ensemble live erleben durften, der spürte: Hier haben sich drei junge Musiker gefunden, auf die man künftig achten sollte. Denn in der Tat ragen sie aus der Masse heraus: Selten hört man Formationen mit Klavier, bei denen wirklich alle drei Instrumente klanglich miteinander verschmelzen. Darüberhinaus bringen sie es fertig, immer wieder Momente zu schaffen, in denen man entweder kurz den Atem anhält, vorn auf der Stuhlkante sitzt oder einfach nur schmunzelt über soviel Spielwitz - und zwar ohne dass sie dafür große Anstrengungen unternehmen müssten.

Vielmehr fließt alles ganz selbstverständlich, ganz natürlich aus ihnen heraus; sie tendieren eher zum schlanken und transparenten Feinschliff als zur großen Geste - diese sparen sie sich nur für ausgesuchte Momente auf.

Vorsichtig nähert sich Beethovens G-Dur Trio aus op. 1 seiner eigentlichen Tonart. Mit Mit diesem Schweben, dieser Spannung der ersten Klänge hält das Saguaro Trio seine Hörer bereits in Atem. Und diese Spannung entlädt sich anschließend in runden, straff durchgeschwungenen Bögen, in einem munteren Parlieren. Da verschwindet das Klavier behutsam unter der dünnen, schimmernden Violiondecke, und das Cello öffnet den Satz in die Tiefe - hier bleibt immer Raum für Bewegungen, auch für kleine Überraschungen, für nachdenkliche Momente, in denen die Musik behutsam entschleunigt wird.

Das Largo wird zum zarten Gewebe, durchzogen von einem leichten, wiegenden Puls; nur an wenigen Stellen verdichtet sich der Satz energisch. Und als die drei schließlich im heiteren Finalsatz sämtliche Feinheiten so augenzwinkernd und lässig unter einen Atem nehmen, da gibt es spontane Lacher im Publikum.

Dann der Szenenwechsel: Das c-moll-Trio op. 101 von Johannes Brahms ist aufschäumend und temperamentvoll, schon mit dem ersten Ton werden hier Welten erschüttert. Zerrissene, aufgewühlte Stimmungen wechseln mit gazilen Gesängen, mit trostloser Unruhe (dargestellt im fahlen Ton der gedämpften Streicher) und mit erregten Ausbrüchen: Alles, wirklich alles an menschlichen Regungen und Gefühlsnuancen wird hier abgegriffen, und für jeden dieser Momente findet das Ensemble einen Ausdruck, der unter die Haut geht.

Das setzt sich schließlich fort im äußerst anspruchsvollen Klaviertrio von Maurice Ravel: Es besticht durch zarte Wellenbewegungen, aus denen zeitweise die Violine als heller Strahl herausleuchtet und Flageolett-Töne schimmern wie Lichtreflexe auf dem Wasser: Unglaublich, welche Farben die Musiker an ihren lediglich drei Instrumenten hier zaubern. Dazwischen steht die feierliche Passacaglia, in denen die Stimmen in ihren Gegenbewegungen so akkurat geführt sind, als säßen sie alle nur auf einer einzigen, schmalen Linie - bei soviel Feingespür wundert es nicht, dass zwischen den Sätzen ausnahmsweise einmal nicht gehustet wird, nein: Es herrscht vielmehr gepannte Stille.

Großen Jubel gibt es am Ende für die jungen Musiker, die sich im Anschluss mit einem wunderbar sanglichen Adagio aus Beethovens "Gassenhauser-Trio" bedanken.

Christine Gehringer, www.pamina-magazin.de

Christine Gehringer, Pamina Magazine, Germany
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